Chronik Wattenscheid

Wattenscheid, im Herzen des Ruhrgebiets gelegen, zählt zu den ältesten Städten zwischen Ruhr und Lippe.

Mehrere Jahrhunderte lang war die Stadt Sitz eines Amtsbezirkes, der Teile von Gelsenkirchen und Steele umfasste. Wattenscheid war eines der ältesten Kirchspiele eines weitläufigen Dekanats, das bis Bochum, Witten und Sprockhövel reichte. Wattenscheid ist mithin der mehr als 1000 Jahre alte kulturelle, verwaltungspolitische und kirchliche Ausstrahlungspunkt für ein Gebiet, das heute etwa eine Million Einwohner zählt.

Um 890 wird Wattenscheid zum ersten Mal urkundlich erwähnt.

Von 900 bis 1400 liegt die Bedeutung Wattenscheids auf der Hauptstellung der Mutterkirche St. Gertrud.

Vor 1417 verleiht der Landesherr Graf Adolf IV. von Cleve-Mark den Wattenscheidern die stadtähnlichen Rechte einer Freiheit.

1554 wird Wattenscheid als Mitglied der Hanse geführt.

1604 ist Wattenscheid die volkreichste Freiheit der Grafschaft Mark.

1635 brennt Wattenscheid völlig nieder.

1722 wird die Beschäftigung von Tagelöhnern aus Wattenscheid im Kohlenbergbau der nahen Ruhrberge urkundlich erwähnt.

1816 wird Wattenscheid bei der Entstehung der preussischen Provinz Westfalen Sitz eines Amtes, dem die Gemeinden Hessler, Schalke, Braubauernschaft (heute Bismarck), Bulmke, Hüllen, Gelsenkirchen, Ückendorf, Leithe, Günnigfeld, Westenfeld, Sevinghausen, Eiberg, Freisenbruch, Königssteele, Höntrop, Eppendorf und Munscheid angehören.

Im Verlaufe der ersten vier Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts nimmt die Zahl der Zechen und Stollen in Wattenscheid sprunghaft zu, aus der zunächst bäuerlich geprägten Gegend entwickelt sich eine Industrieregion. Die Streckenführung der ersten Eisenbahn durch die Emschermulde (1874) führt dazu, dass die nördlichen Amtsgemeinden in ihrer Entwicklung die Mutterstadt überflügeln und diese aus Wattenscheid ausgemeindet werden. Wattenscheid wird 1876 in seinen Stadtrechten bestätigt, wird aber erst 1926 kreisfreie Stadt. Damals hat Wattenscheid mit seinen 8 Stadtteilen 62780 Einwohner.

Mit Beginn der Bergbaukrise der 60er Jahre erfolgt eine beispielhafte Umstrukturierung der Wirtschaft mit einer Ansiedlung von über 100 Firmen. Trotzdem wird durch die angestrebte kommunale Neugliederung die Selbständigkeit in Frage gestellt. Die Wattenscheider sprechen sich in mehreren Umfragen deutlich mit bis zu 96 Prozent für die Beibehaltung der Selbständigkeit aus. Dennoch beschließt der Landtag 1974 den Zusammenschluss mit Bochum, der zum 1.1.1975 wirksam wird.

Der Kampf der Wattenscheider um die Selbständigkeit Wattenscheids ging auch nach 1975 weiter, ohne das angestrebte Ziel bisher erreichen zu können.

Quelle: Heimat- und Bürgerverein Wattenscheid e.V.