TV Wattenscheid 01

Der TV Wattenscheid 01 Leichtathletik e.V.:
Spitzenleistungen aus dem Herzen des Ruhrgebiets.

Die Zeiten ändern sich – zum Glück: als der TV Wattenscheid im Jahre 1901 von einigen eifrigen Turnbrüdern gegründet wurde, war man überzeugt, „…die edle Turnerei, das Jugendspiel und die Übung der Leibeskräfte und zugleich die Vaterlandsliebe und Verehrung für Kaiser und Reich zu pflegen. Frische des Geistes, Vertrauen in die eigene Kraft und Entschlossenheit des Willens bei der Jugend zu wecken, sie aber auch an rasches Auffassen und genaues Ausführen eines Befehls zu gewöhnen und zu williger Unterordnung unter die Zwecke eines größeren Ganzen zu erziehen.“

Nach zwei verheerenden Weltkriegen war Schluss mit dieser Art von Weltsicht. Der TV Wattenscheid 01 aber blieb bestehen, mit den drei Säulen Turnen, Handball und Leichtathletik. Die Leichtathleten aber wollten mehr. Mehr Erfolg, aber auch ein bisschen mehr Selbstschutz – denn die Talente verließen in schöner Regelmäßigkeit den Verein, weil sie anderswo auf bessere Förderung hofften. Anders als heute, wo der Club mit den blau-weißen Hemden und dem großen „W“ auf der Brust die erste Anlaufstelle für Talente aus dem Ruhrgebiet und darüber hinaus ist. 1971 trennten sich die Leichtathleten vom Gesamtverein, mit einem Jahresetat von fünftausend Mark, gesponsert von den Wattenscheider Unternehmern Klaus Steilmann und Edgar Leicher. Der Weg war klar: man wollte professionelle Leichtathletik in Wattenscheid.

Schon ein Jahr später trug das Engagement Früchte: bei den Olympischen Spielen 1972 in München sicherte der Wattenscheider Klaus Ehl als Schlussläufer der 100-Meter-Staffel die bislang letzte deutsche olympische Medaille im Sprint. Danach ging es Schlag auf Schlag: der TV Wattenscheid wurde dreimal in Folge Deutscher Mannschaftsmeister und holte den Europacup. 1978 wurde der jüngst leider verstorbene Speerwerfer Michael Wessing, auch er ein Kind des Ruhrgebiets, Europameister, Hammerwurf-Weltrekordler Karl-Hans Riehm startete für die Wattenscheider, Willi Wühlbeck wurde Weltmeister über die 800 Meter, Jan Fitschen Europameister über die 10.000 Meter.

Das alles aber brauchte eine gesunde Basis: in Wattenscheid wuchs ab den Achtziger Jahren eine Jugendarbeit, die Schule machte. In direkter Nähe zum Lohrheidestadion entstanden Teilzeitinternat und Olympiastützpunkt. Junge Talente wohnen, lernen und trainieren dort. Der Vorteil für den Nachwuchs, die mal bekannte Sportler werden wollen: die großen Vorbilder sind immer ganz in der Nähe, man kann sich immer was abgucken. Sabine Braun zum Beispiel, erfolgreichste Sportlerin des TV Wattenscheid mit zwei Weltmeistertiteln und einer Olympia-Medaille im Siebenkampf, arbeitet als Trainerin im Verein. Diese Jugendförderung hat Europameister, Olympiateilnehmer und Medaillengewinner wie zuletzt 2016 Diskuswerfer Daniel Jasinski, unzählige Deutsche Meister und Medaillengewinner bei Weltmeisterschaften wie Pamela Dutkiewicz (2017) hervorgebracht. Viele der aktuellen deutschen Rekorde in der Leichtathletik halten Athleten in blau und weiß. Der derzeit schnellste Deutsche über die 100 Meter, Julian Reus, holte die Bestzeit natürlich im Trikot der Sprinterhochburg Wattenscheid.
Aber der TV Wattenscheid 01 Leichtathletik e.V. ist mehr als die Summe seiner Erfolge: im Angebot sind Breitensport-Angebote für alle, für Kinder bis hin zu den Senioren, auch in Kooperation mit den umliegenden Vereinen. Einmal im Jahr organisiert der TV Wattenscheid den Stadtwerke-Halbmarathon in der Bochumer Innenstadt, eine Laufveranstaltung für alle mit bis zu dreitausend Teilnehmern. In den letzten Jahrzehnten hat sich der TV 01 dazu zu einem der Großen im Behindertensport gemausert, angefangen mit dem mehrfachen Paralympics-Sieger Woytek Czyz und aktuell mit der sehbehinderten Sprinterin und Weitspringerin Kathrin Müller-Rottgardt.

In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich der Club aus Wattenscheid noch weiter professionalisiert. Der Vereins-Vorstand überlässt das Tagesgeschäft festangestellten Profis, die in der deutschen Leichtathletik-Szene bestens vernetzt sind. Im Sponsoring sind keine Einzelunternehmer oder Mäzene mehr unterwegs, die Sponsoren heute heißen Stadtwerke Bochum und VIACTIV, der Ausstatter PUMA. Zwanzig Trainer arbeiten im Stab des TV Wattenscheid, fast alle waren auch als Aktive für den Verein in den Leichtathletik-Stadien dieser Welt unterwegs.

Zum Selbstverständnis des TV Wattenscheid 01 gehört aber auch etwas anderes – etwas, dass man nicht kaufen oder sich antrainieren kann: die über die Jahrzehnte gewachsene familiäre Atmosphäre im Club. Die ist der Grund dafür, dass viele Athleten, die (was selten vorkommt) zu einem anderen Verein wechseln, oft schon nach einem Jahr wieder zurückkehren – nach Wattenscheid, ins Herz des Ruhrgebiets.

Quelle: TV Wattenscheid 01 e.V.